Eine #heimatkarriere mit Tradition
Name: Benedikt Kirchberg
#heimatkarriere: Bestattermeister, Mitinhaber Bestattungen Kirchberg Geschwister Ehmann KG
Heimat bedeutet für mich ... Familie, Arbeit und Freunde an einem Ort: in Limburg.
Ich würde jederzeit wieder Heimatkarriere machen, weil ... es sich bewährt hat.
Mein schönstes Heimatkarriere-Erlebnis war ... dass mein Opa, der 1959 bis 1996 das Gesicht der Firma war, noch mitbekommen hat, dass ich meine Ausbildung abgeschlossen habe.
Mein schrecklichstes Pendlererlebnis war ... für eine kurze Zeit habe ich in der Gastronomie in Wiesbaden gearbeitet und einen Tag nur Fische geschuppt. Danach musste ich mit dem Pendelbus zurück nach Limburg fahren – nicht alle Mitfahrer haben sich darüber gefreut.
Die Familientradition neu entdeckt
Im Anschluss an das Abitur an der Tilemannschule in Limburg stand fest: Benedikt Kirchberg wollte alles machen – nur nicht das Gleiche wie seine Eltern, die dem familiengeführten Bestattungsunternehmen vorstanden. Doch aus einer mehrjährigen Findungsphase mit Stationen im In- und Ausland ergab sich noch immer keine Tätigkeit, die ihn so richtig glücklich machte. Im Jahr 2005 folgte schließlich die Erkenntnis, dass eine abgeschlossene Berufsausbildung nicht schaden kann. Und so fiel nach reiflicher Überlegung die Wahl schließlich doch auf eine Ausbildung zum Bestatter – eine Tätigkeit, die tatsächlich erst seit 2003 zu den Ausbildungsberufen zählt.
Wir richtig diese Entscheidung war, erkannte Benedikt Kirchberg im Laufe seiner Ausbildung:
„Wenn man etwas gut kann, sollte man es tatsächlich tun. Ich schiebe es weniger auf den familiären Background, es war mehr das Neu-Entdecken des Berufes.“Eine Form von Veranstaltungsmanagement
„Das Tolle an diesem Beruf ist, dass er so breit gefächert ist. Man ist Webdesigner beim Gestalten der Traueranzeigen, Psychologe im Beratungsgespräch, Mediziner im Umgang mit den Verstorbenen und Schreiner bei der Arbeit mit den Särgen.“ Doch auch die Büroarbeit macht rund 50 % der Tätigkeit eines Bestatters aus. Der geringste Teil der Arbeit entfällt tatsächlich auf den Umgang mit dem Verstorbenen selbst. „Der kleinste, aber wichtigste Teil“, so Benedikt Kirchberg. Und die weniger schönen Momente? „Man muss versuchen, alles unter einer emotionalen Dunstglocke zu halten. Man vergisst nicht, lernt aber, damit umzugehen.“
Denn der Beruf des Bestatters kann sehr stressig sein. Wo früher nur Särge verkauft wurden und die Angehörigen des Verstorbenen die Organisation übernommen haben, hat sich der Beruf des Bestatters heute mehr und mehr zum Dienstleister entwickelt. Oft muss eine Beerdigung mit mehr als 100 Personen gemanagt werden, mit Trauerfeier, Musik und anschließender Bewirtung. Und alles muss reibungsfrei funktionieren. „Man steht bis zum Schluss unter Spannung.“ Die gilt es aber abzuschalten, sobald ein Kunde kommt und das Verständnis, die Gedanken und Konzentration von Benedikt Kirchberg und seinem Team braucht. Dann greifen die Routinen, bestimmte Punkte werden abgefragt, alle Organisation läuft über Tisch und Telefonleitung des Bestattungsunternehmens.
„Das gute Gefühl kommt am Ende von alleine. Wenn alles so aussieht und abläuft, wie man selbst und die Angehörigen es sich vorgestellt haben, dann weiß man, das war jetzt gut. Man wird wertgeschätzt, weil niemand weiß, wie umfangreich die Organisation im Todesfall ist, bis es einen als Familie selbst betrifft. Die Dankbarkeit, die einem entgegengebracht wird, ist so viel wert.“
Beruf mit Geschichte und Zukunft
Das Traditionsunternehmen Bestattungen Kirchberg Geschwister Ehmann in Limburg ist bereits seit 1927 erfolgreich und fest in Familienhand. Seit Benedikt Kirchberg im Unternehmen mitarbeitet, hat sich dennoch vieles geändert. Kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse, staatliche Vorgaben, neue Möglichkeiten, die im Rahmen der Ausbildung aufgezeigt wurden – alles Impulse, welche die Neuausrichtung des Unternehmens auf die Zukunft mitbestimmten.
2012 hat Benedikt Kirchberg die berufsbegleitende Ausbildung zum Meister am Bundesausbildungszentrum für Bestatter in Franken abgeschlossen und sich seitdem kontinuierlich weitergebildet. Seit 2018 steht er dem Unternehmen gemeinsam mit seiner Schwester Katharina Höhler in 4. Generation vor. Heute beschäftigt die Bestattungen Kirchberg Geschwister Ehmann KG 14 Mitarbeiter, darunter eine Auszubildende. Tatsächlich nehmen die eingehenden Bewerbungen zu, häufig auch für Praktika und vermehrt von Frauen.
Limburg kann mehr, als es sich zutraut
Für Benedikt Kirchberg bietet die Region Limburg-Weilburg tolle Möglichkeiten. „In Limburg kann man mehr machen, als viele für möglich halten – Job, Kultur und Leben. Limburg ist ein Geheimtipp, und die, die hier leben, fühlen sich privilegiert.“ Er empfiehlt, sich einfach mal zu trauen, auszuprobieren und sich mit einer Bewerbung auch mal an kleine Firmen in der Region zu wenden.
Er selbst hat sich ausprobiert. Sprachkurs in Italien, Gastroerfahrung in Wiesbaden, Studium in Marburg. Eine spannende und auch lehrreiche Zeit. Und doch: Seine Heimatkarriere hat er niemals bereut. „Ich könnte nicht sagen, dass es anderswo besser ist. Ich wollte nirgendswo anders hin.“
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